‚Es lebt ein Denken in einem, das nichts Körperliches an sich hat. Der Weg, den wir gehen müssen, führt – wie auch immer – zu diesem Denken. Es ist Licht, das dort zu strahlen beginnt, wo der Verstand an die Grenze dessen gekommen ist, was er vermag. Es ist in dem reinen, sinnlichkeitsfreien Denken zu finden, ist ihm aber nicht gleich. Das reine Denken ist noch aus dem physischen Denken entwickelt. Dieses Lichtdenken kommt dagegen von der anderen Seite, man könnte sagen ‚von oben’. Man kann darin nicht mehr selbst Gedanken bilden, es ist Ausdrucksmittel der geistigen Welt. Ich habe dieses Denken erst ‚beziehen’ lernen müssen, wie einen zweiten Leib. Es ist nicht so einfach, Eva. Du kennst meine Strenge, die ich nicht mehr nach außen hin entfalte, sondern nur noch in der Selbstdisziplin. Diese brauche ich, um durch alle Schwere der heutigen Zeit hindurch jedes Mal wieder das Lichtelement zu erreichen und darin zu verweilen und zu empfangen.’ (S. 94).
Mieke Mosmuller ist mit ihren nunmehr 18 auch auf Deutsch erschienenen Büchern sicher vielen Menschen inzwischen begegnet. Bücher wie „Der heilige Gral“ (2007) oder „Rudolf Steiner. Eine spirituelle Biografie“ (2011) enthalten das Tiefste, was außer durch Rudolf Steiner selbst über das Wesen der Anthroposophie geschrieben wurde, denn es ist eine echte Verbindung mit dem Geiste, aus der heraus diese Anthroposophin schreibt.
Darüber kann man diskutieren, und die Diskussionen, die seit 2008 um ihre Person und ihre Bücher aufgekommen sind, zeigen natürlich, dass es hier sehr verschiedene Meinungen gibt. Doch jeder Mensch, der sich mit der Anthroposophie verbunden fühlt, sollte sich mit völliger Klarheit bewusst machen, dass Diskussionen und Meinungen in dieser Frage zu absolut keinem Ziel führen können. Jede Frage, die das Geistige betrifft, kann nur aus dem Geiste heraus in ihrer Wahrheit beantwortet werden.
Dass aber größte Unbefangenheit, vor allem aber allergrößte innere Arbeit und Aktivität notwendig ist, um wirklich zum Geiste und (zunächst) zu einer echten Spiritualisierung des Denkens zu kommen, darauf weist Mieke Mosmuller immer wieder hin. Den Weg zu dieser Spiritualisierung des Denkens von immer anderer Seite aus in Worte zu fassen, ist ihr Impuls.
Im Lichte dieses Impulses stehen auch ihre Romane. Sieben von ihnen sind bisher nur auf Niederländisch erschienen, fünf jedoch auch auf Deutsch: Der deutsche Geist, Mutter eines Königs, Die Weisheit ist eine Frau, Inferno und Himmlische Rose. Sie alle stehen in einem lebendigen Bezug zueinander, denn die Hauptpersonen sind durch einen engen Schicksalszusammenhang verbunden. In dem sechsten jetzt auf Deutsch erscheinenden Roman steht dieser Zusammenhang nun ganz im Mittelpunkt.
Johannes ist ein Arzt, der in stärkstem innerem Geistesstreben zu einem immer weiter reichenden Erleben der geistigen Welt gelangt. Obwohl er sich ganz diesem inneren Entwicklungsweg verschrieben hat, verbinden ihn die Wege des Schicksals mit einer jüngeren Frau (mit der er später auch eine Familie gründet) und einem östlichen Meister. Als es ihm unmöglich wird, ohne Verleugnung seiner eigentlichen Aufgabe im gewöhnlichen Medizinbetrieb weiterzuarbeiten, gibt er seine hohe Reputation und Stellung als Professor auf und schließt sich dem in den Bergen liegenden Institut seines Freundes, des Meisters, an, der ihm die Leitung überträgt. Diese Ereignisse, die allen folgenden Entwicklungen zugrunde liegen, entfalten sich vor allem in dem ersten Roman „Mutter eines Königs“.
Weitere Schicksalszusammenhänge und Geschehnisse, die den Handlungsstrom der anderen Romane bilden, führen dazu, dass an diesem Ort schließlich sechs, sieben Menschen in ihrem Streben nach dem Geist und nach innerer Entwicklung verbunden sind.
Im Mittelpunkt des Romans „Johannes“ steht, noch ausdrücklicher als in den vorangegangenen, die Frage nach dem Geistesweg selbst. Neben den inneren Entwicklungen, den Fragen und dem Streben dieser Menschen entfaltet der Roman in großer Tiefe eine der Hauptfragen von Johannes: Wie kann in einer vom Anti-Zeitgeist beherrschten Welt über den Geistesweg gesprochen, wie können die Menschen erreicht werden?
Es gibt nun für den Leser zwei Wege: Er kann diesen Roman so lesen, dass er ihm bloß wie einer fiktiven Handlung folgt und auch nac