„Himmlische Rose“ – das ist ein neuer wunderbarer Roman von Mieke Mosmuller. Es ist ein leuchtendes Pendant zu ihrem vor zwei Jahren erschienenen Roman „Inferno“. Dieser war aus der Sicht von Gerrit geschrieben, eines Menschen, der – weil er sich ihm bewusst verschrieben hatte – fast vollständig dem Bösen verfallen war, bevor er durch seine Lebensbegegnung mit dem jungen Arzt Beato den Keim des Guten eingepflanzt bekam, der gegen seinen (bisherigen) Willen zu wachsen beginnt...
„Himmlische Rose“ ist nun aus der Sicht von Beato geschrieben – nach Gerrits Tod, im Rückblick... Aber Beato kann die Erlebnisse der Seele jenes Menschen, den er vor dem realen Seelentod gerettet hat, auch nach dem physischen Tod miterleben. Mieke Mosmuller schildert dies am Ende in zarter und berührender wie beeindruckender Weise. Ebenso beeindruckend sind aber auch die Begegnungen mit jenen anderen Menschen, die bei Gerrits Rettung mitwirken: Johannes, Philippe, das Mädchen Sophie.
Die beiden Männer sind auf ganz verschiedene Weise Eingeweihte – äußerlich zunächst kaum sichtbar, aber innerlich weit fortgeschritten auf dem Geistespfad. In der Begegnung mit ihnen erwacht auch Beato zur Einweihung. Die Gespräche dieser Menschen sind immer wieder Höhepunkte des Buches und offenbaren tiefe Geist-Erkenntnisse. Aber jede einzelne in diesem Roman geschilderte Begegnung lässt den Leser etwas vom Geheimnis des Menschen erleben – von der hohen Würde seines Wesens und auch von den dunklen, mächtigen Hindernissen, die sich vor dieses Wesen drängen wollen.
Das wunderbare „Leuchten“, was von Mieke Mosmullers Romanen ausgeht, liegt gerade in diesem Geheimnis, das überall hindurchscheint. Im Lichte dieses Leuchtens beginnt die Seele, auch in sich selbst die Sehnsucht zu empfinden, sich auf diesen großartigen Weg innerer Entwicklung zu begeben – und wenn sie ihn schon betreten hat, fühlt sie sich gestärkt und von einem wunderbar milden Schein begleitet. Manch einer mag denselben Schein als „streng“ empfinden, aber dann wird die Empfindung noch zu sehr von Angst oder Abwehr dieses Weges bestimmt...
Gerrit ist eigentlich das dunkle Urbild der Seele, die sich nicht entwickeln, nicht das Gute tun will, sondern sogar das Böse, um ihre Macht fortwährend zu vergrößern und zu sichern. So schlimm wie Gerrit sind wir alle nicht. Dennoch hat Rudolf Steiner darauf hingewiesen, wie aus dem Bösen ein noch stärkeres Gutes hervorgehen kann. Und die Umkehr von Gerrit ist wirklich eindrücklich – er steht vor einem völligen Neuanfang, den er erst nach dem Tod fortsetzen kann, doch man kann bereits empfinden, wie stark er diesen Neuanfang nun ergreifen werden wird... Wenn aber ein Gerrit umkehren kann, dann kann es jeder Mensch, wenn er es nur wirklich will...